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der Dicke

der Kauf

es geht wiedermal los! (2013)

Zum wievielten Mal eigentlich? 4, 5 Mal?

Angefangen hat alles mit dem alten Käfer, bei dem ich die Sitzachse umbaute um Liegesitze zu bekommen. Einen ganzen Spanienurlaub lang funktionierte es prima. Na gut, wer auf der linken Seite schlief hatte wegen dem Lenkrad die A... karte. Aber kultig war es, ohne Ende. Hippie-Zeit.

Dann der erste VW-Bus. Noch heute bekommen wir bei der Erinnerung glasige Augen. Das Gaspedal kam mit Hilfe eines meterlangen Gummiseiles zurück. Die Fahrertüre hielt per Expander. Und den letzten Pass vor Granada sprang Renate während der Fahrt heraus, um noch ein bisschen zu schieben. Erfolgreich: wir kamen an.

Der Mercedes 207er überholte dank seiner 70 PS mit der Dynamik einer Sanddüne; 22 Jahre lang. Wenn unsere Hoffnung nicht trügt, überholt er jetzt Sanddünen in Togo. 

Und in den letzten Jahren war unser fahrbarer Untersatz ein blauer Transit, der uns über 200 000 Kilometer durch Europa trug. Jetzt trennen uns Rost, TÜV und Technik. 

Also zum 5ten Mal: Wir bauen wiedermal ein Wohnmobil aus!


 

Es ist grau, groß, und total leer. Der "Graue". Na gut, wir könnten es uns leichter machen und einen fahrbaren Untersatz ´von der Stange´ kaufen. Aber um ehrlich zu sein und mit dem Risiko arrogant zu wirken: Es ist uns keiner gut genug. Wir brauchen ein Wohnmobil, das zu uns passt:

  • Ein Kastenwagen um unauffällig zu sein. Keine ´weiße Wolke´ die jeder engagierte Bürgermeister auf den nächsten Campingplatz jagt.
  • Grau, um wenig gesehen zu werden. Paradoxerweise ist die olivgrüne Tarnfarbenbemalung in städtischen Gebieten eher auffällig. Und Grau - tja, nichts was einem direkt ins Auge fällt.
  • Hoch genug, dass Fahrräder unter das Bett passen. Stichworte: unauffällig, Langfinger, Fähren, Dreck.
  • Lang genug für 2-Meter-Betten. Die meisten Kastenwägen haben Querbetten. Das führt bei uns entweder zu Kopfschmerzen oder zu Druckgeschwüren an der Fußsohle. 
  • Eine Isolation für kalte Winterreisen und Skitouren. So 3-8 cm sollten es schon sein. 
  • Genügend Technik um Campingplätze zu meiden. Das heißt Solaranlage, Ladegerät, Booster, (Brennstoffzelle?)

Also mit einem Satz: Arbeit für ein gutes Jahr. Packen wir´s!

 

Das Schönste an diesem Text ist, was Sie daraus machen!

 

 

die Vorbereitung (September)

Wenn man jetzt denkt: "Der Bus steht vor der Haustüre, es kann losgehen." - großer Irrtum. Zuerst bereiten wir vor: 

  • Winterreifen und Schneeketten kaufen, 1000 Euro zahlen
  • Hohlraum versiegeln, Unterbodenschutz,  650 Euro zahle
  • Besuch beim TÜV. Das ist besonders nett. Ganz besonders bei uns hier in ED...  Wir wollten ja freundlich sein und nach den üblichen kleinen Wünschen fragen. Unser TÜV hier in ED... hat unübliche große Wünsche. Nur ein Beispiel: Die Einbaufenster brauchen Genehmigungs-Kennzeichen - ist klar. Aber unser TÜV hier in ED... will Bescheinigungen, dass DAS Fenster an DER Stelle im Wagen verbaut werden darf. Der Autoverkäufer von Fiat und der Fensterfachmann von Seitz (nicht gerade die kleinsten Firmen) haben mich bei der entsprechenden Bitte angeschaut, als käme ich von einem anderen Stern. Dabei komme ich nur aus ED..., genauer gesagt von unserem TÜV. Gott sei Dank gibt´s den auch noch wo anders. 

die Löcher (Oktober)

Wir misten aus. Die Innenverkleidung wird entsorgt, Kunststoffverkleidungen und die Reling hinter dem Fahrersitz, die vor herumpolternden Ladungen schützen soll. Schrauben, Metallteile, und schon sind wir 10 Kilogramm leichter. Zum symbolischen Beginn schlage ich einen Nagel durch die Blechwand und hänge meine Jacke auf. Es kann losgehen.

Gut, dass es diese Erfindung gibt, die es erlaubt, sogar durch 2 mm dicke Blechwände zu schauen: Fenster! Aber die müssen erst mal ausgeschnitten werden. Ein Highlight für Masochisten, eine Überwindung für alle anderen. Das erste ist das Schlimmste. Soll ich? Soll ich nicht? Ich muss. So, das Loch ist drin, jetzt können wir den Grauen sowieso nicht mehr zurückgeben. Von jetzt ab wird´s leichter. Und wenn ich schon mal dabei bin, dann kommen gleich mal eine Menge Löcher in die Außenwand: 7 Fenster, 2 Dachluken, Wassersteckdose, 220V-Steckdose, Gaskastenentlüftung, Rückfahrkamera, Abstandssensoren, Halterungen für Außendusche, Heizungskamin, Solarzugang, Außenriegel. Später dann noch die Markise mit Fußhalter (allein dafür 14 mal gebohrt). Drei Bohrer sind kaputt, 6 Sägeblätter, und gefühlsmäßig auch der Graue. 

Damit´s jetzt nicht überall reinregnet und durchpfeift, entschließen wir uns, die Löcher wieder zu verstopfen. Und zwar mit: 7 Fenstern, 2 Dachluken, Wassersteckdose, ... . Und erstaunlicherweise geht sich auch alles anzahlmäßig aus. 

 

 

die Halle  (ab November)

Schließlich ist Winter = kalt. Aber wozu hat man Freunde, die große Hallen haben. Normalerweise wird hier drin harter Granit geschnitten; jetzt weicher PU-Schaum. Vielen Dank,  Heinz

 

 

die Isolation   (Dezember)

Vor allem in kalten Zeiten oder Gegenden kondensiert die Luftfeuchtigkeit gerne innen am Blech. Und mit der Zeit entwickelt sich dann das nette braune Design, Rost genannt. Da hilft nur eines: Isolation. Und zwar mit einem wasserundurchlässigem Material (1cm dicke PU-Platten) vollflächig auf Blech geklebt. 

 

Ich hab´sie gefürchtet, die erst Schicht. Und es wird schlimmer als erwartet. Es ist unglaublich, aus wie vielen Ecken, Kanten, Nischen, Hohlräumen, Dellen und Buckeln so ein Fahrzeug besteht. Das machen die Konstrukteure nur um uns Isolierer zu ärgern. An manche Stellen reiche ich nicht mal direkt hin (über der Windschutzscheibe). Und es kommt noch dicker: 

 

Der Kleber dampft aus. Deshalb ist eine Gasmaske sinnvoll. Und damit kann man immer neugierige Besucher verschrecken. Huuuuh! 

 

Aber kaum sind 80 Stunden vergangen, 10 Liter Kleber verbraucht, 40 Quadratmeter PU Platten zerschnitten, da klebt sie drin, die erste Schicht. Nur die Türen und Schiebetüre hebe ich mir auf - als Schmankerl für den Sommer.

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Nette Sache: die vordere Dachluke ist undicht. Also wird sie wieder ausgebaut, Zwischenschicht eingesetzt, wieder eingeklebt.


So, bisher war unser Bus innen dunkelgrau, jetzt ist er mit der PU-Schicht dunkelschwarz. Und alle fragen: "sieht man schon was?". Nein! Nix! Weniger als vorher. 

 

die Bodenplatte   Januar 2014

Man hat ja Ehrgeiz...

 

...und der äußert sich bei uns beispielsweise in der Bodenplatte. Um die beste Stabilität für die Möbel zu schaffen und gleichzeitig unten wasserdicht zu sein gibt es einen Trick: Eine Bodenplatte aus einem Stück. Das hat aber einen Haken: sie ist dann aus einem Stück. 4 x 1,8 Meter groß. Wolfi, unser Schreiner-Freund bezweifelte erst, dass es sowas überhaupt gibt. Aber jetzt steht sie im Lager und wartet auf die Stichsäge. 

Für das Ausschneiden habe ich genau einen Versuch. Wenn ich sie erst mal zurechtgemacht habe und mit dem Riesenteil im Bus stehe und sie passt nicht - wie soll ich die je wieder heraus bekommen? Heinz gibt mir den entscheidenden Tipp und eine große Rolle Packpapier. Zum Schablonen-schneiden. Jetzt lege ich Bahn hinter Bahn von dem Papier über den ganzen Boden, falte, knicke, schneide und klebe zusammen. Und letztendlich entsteht eine Papierkollage in der Größe von 4 x 1,8 Meter. Die wird dann auf die Siebdruckplatte übertragen und jetzt komme ich mit der Stichsäge. Ich versuche gar nicht daran zu denken wo ich überall Fehler gemacht haben könnte.

Pünktlich zur Fertigstellung kommt Heinz ins Lager und mir damit gerade recht. Ich hatte nämlich das Gewicht von dem guten Stück ausgerechnet: 72 Kilo. Und damit eindeutig zu schwer für mich alleine. Wir heben es gemeinsam schräg herein und - es klemmt! Schande! Aber als erfahrener, feinmotorisch versierter Techniker habe ich noch die ultimative Lösungsmöglichkeit: ein emotionaler, gut platzierter Faustschlag an die richtige Ecke. Und was soll ich sagen: Mit einem dezenten, verheißungsvollen "Plopp" nimmt die 72-Kilo-Platte ihren endgültigen Platz ein den sie nicht mehr verlassen wird solange der Graue auf 4 Rädern unterwegs ist.

Gut das ich zwei Ohren habe. Ich würde sonst einmal außenrum grinsen.

Mein Stolz bekommt dann noch einen kleinen Dämpfer: die hintere Dachluke ist undicht. Ausbauen, Zwischenblende einbaue, einkleben.


 

Ende Januar steht in Stuttgart die CMT Messe für Caravans. Ich brauche noch ein paar Ideen, und die klaue ich immer am besten auf Messen. Dieses Mal ist es übersichtlich. Die Menge der Tipps und die Überzeugung, dass die ausgestellten Fahrzeuge nicht an unseren Grauen heranreichen hält sich die Waage.

Aber nicht weit weg von Stuttgart hat Andreas Bischoff seine Werkstatt und Laden (www.MultiBikeVan.de). Bei ihm kaufe ich mein ganzes Material ein. Es hat sich ein unkompliziertes Miteinander entwickelt: Ich weiß in etwa was ich will und schicke ihm eine Mail. Am nächsten Tag bekomme ich einen Kostenvoranschlag (mit deutlichem Rabatt auf den Katalogpreis) und wieder 2 Tage später einen großen, vollen Karton. 

Diesmal lasse ich mir beim Einbau des Rückfahrmonitors und der Drehkonsolen für die Fahrersitze helfen. Außerdem nehme ich die bestellte Truma-Heizung mit. Ich liebe unkomplizierte Deals!

 

die Zusatzsitze  (Februar)

Lange genug habe ich mich vor dem nächsten Schritt gescheut. Aber jetzt hilft´s nichts mehr: Wenn wir mal jemanden mitnehmen wollen brauchen wir zwei zusätzliche Sitze mit Sicherheitsgurten und allem Drum und Dran. Und uns sollen sie als Wohnzimmersofa dienen. Naja, Wohnzimmersitzen. Um den ED... TÜV machen wir bekanntermaßen einen großen Bogen. Nur für die Mitnahme von anderen Leuten macht kein TÜV Kompromisse. Also haben wir auf der Düsseldorfer Messe einen "Gurtbock" erstanden (www.vsr-systeme.de). Reiner Stahl und 26 Kilo schwer, schwarz. 

Dieser Block muss jetzt mit 16er Maschinenschrauben von unten mit Spezialträger durch Blech, Bodenisolation und Bodenbrett verschraubt werden. Ich brauche allein 3 Stunden bis ich mir sicher bin wo der Bohrer anzusetzen ist! Diese Löcher tun meiner Autofahrerseele mindestens so weh wie die ersten Fensterausschnitte. Aber erstaunlicherweise - sie passen. Nach insgesamt 7 Stunden. 

 

 

die Heizung

Gekaufte Wohnmobile haben 1cm PU-Isolationen. Prima für den Geldbeutel, die Menge an Innenplatz und Sommerreisen. Schlecht für uns. Wir wollen auch im Winter unterwegs sein. Also braucht´s mehr: 

  • Unter der Bodenplatte liegen schon 1cm PU und 2 cm Styrodur
  • Am Dach kleben 3 cm PU
  • Und die Wände werden aufgefüllt so dick wie die Träger in den Innenraum schauen. 

Und das kann viel sein: Im ersten Meter von unten aus gesehen passen circa 9 cm hinein. Es wird ein wildes Gemisch an PU, Styrodur und Kleber. Um die Fenster bastle ich mit kleinsten Fieselteilchen und aus der Gasmaske komme ich gar nicht mehr heraus. Es wird warm im Grauen. Das einzige was ich nicht hinbekommen werde sind definitiv die Türen, und die Schwachstelle bei Kastenwägen ist ja bekannt. Naja, uns wird schon noch was einfallen. Wahrscheinlich kommt letztendlich eine Komplettschicht innen über alles, und dann wird eingeheizt. 

 

Apropos Einheizen - wir haben ja schon eine Heizung. Eine Truma Combi 6E Gasheizung. 15kg Technik.

Und der Techniker auf der Stuttgarter Messe hat uns eine Einbauberatung angeboten (www.truma.com). Das lasse ich mir nicht 2x sagen und die Zentrale in Putzbrunn ist nur einen Katzensprung von Erding entfernt. Jetzt stehen wir in unserem isolierten Blechkasten und verteilen vor unseren geistigen Augen 4 meterlange Heizschläuche quer durchs Gefährt. Und als der Techniker dann von unseren Plänen einer Skandinavienreise im Winter erfährt sind wir beide gar nicht mehr zu halten. Wahrscheinlich könnten wir mit der Truma sogar eine Sauna beheizen. Ähhh, das wäääre jetzt eine Ideeee?

die Markise  (März)

Als der Paketbote klingelt und uns ein 4-Meter-Päckchen vor die Tür legt, wissen wir, dass die Arbeit nicht ausgeht. Die Markise ist da. Laut Katalog würde für unseren Grauen eine Dachmarkise von 3Meter 80 passen. Aber wir tun ja nicht das was passt. Wir kaufen eine 4-Meter-Wandmarkise. So, und jetzt sind wir selbst Schuld. Es braucht zwar zwei Spezialadapter, aber dann soll´s gehen. Als ich mit dem Ungetüm einhändig auf einer Leiter stehe und alles zum Wackeln anfängt bin ich mir dann allerding plötzlich nicht mehr so sicher. Bis ein Freund hereinkommt und die fehlenden 2 Hände zufällig dabei hat. Gerettet! Und es hält sogar.

 

Ist es jetzt überraschend wenn ich von der Wasserpfütze unter der hinteren Dachluke erzähle? Nicht? Na, dann lass ich´s halt und versuche die nächste Ladung Spezialkleber. Heinz meint, ich soll Silikon verwenden. Aber das tut man nicht bei Wohnmobilen.

Inzwischen sind die wunderschönen original Plastikfensterrahmen in der Tiefe der Isolation verschwunden.  Sie sollten wieder herauskommen, und dafür fällt uns was Besonderes ein: schräge, eingefräste, genau passende, verklebte Fichtenholzrahmen (von Wolfi hergestellt). Naja, es dauert schon ein paar Stunden bis sie eingebaut sind, absolute Einzelstücke. Und dann sieht es klasse aus.

das Holz

Eine große Entscheidung steht an, nach der Grundsatzfrage der Isolation eigentlich die zweite große Sache: welches Holz? Es gibt 3 Möglichkeiten: a) Pressholz.  b) das übliche beschichtete, leichte Papelholz.  c) Buchenschichtplatten - groß, schwer, aber mit einem klasse Holzdesign. Na gut, die Entscheidung steht: Buche. Wir wollen ja einen Bus der anders aussieht. Die Kreissäge an den Starkstrom anstecken, es kann losgehen.

 

Was halt nicht aus Buche sein muss/soll ist der doppelte Boden. 17cm höher als die berühmte Bodenplatte, und wenn wir drauf stehen sind über dem Scheitel noch immer 8cm Luft. Dafür haben wir DIE Bushöhe ausgesucht. Naja, das war der eine Grund. Der zweite sind die Fahrräder. Die sollen mit bei uns drin übernachten. Unter dem Bett.  Also sieht die Rechnung so aus: Fahrradhöhe ohne Vorderrad = 92cm,  Bett mit allem: 15cm, Sitzhöhe auf dem Bett = 110cm. Super – nochmal: die Bushöhe ist genau richtig. Ahja, und wenn wir die Trumaheizung in den doppelten Boden leiten, haben wir sogar Fussbodenheizung. Der blanke Luxus. Machen wir!

die Möbel

Eine Wand steht schon. Es wird richtig wohnlich. Mit dem Bier in der Hand kann ich mich sogar schon anlehnen. Aber der TÜV braucht auch was zum Hinsetzen. Und das bringt die große Konfliktfrage im Selbstausbau eines Wohnmobils: wie wird der Platz aufgeteilt?

Unsere erste Idee ist 1,5 Meter für die Sitzecke, 1,5 Meter für die Dusche und 2 Meter für´s Bett. Super! Aber dann hängen hinten die Füße raus: Obwohl er der längste Ducato ist, hat der Innenraum vom Dicken nur 4 Meter! Entweder werden die Beine kürzer, oder die Zimmer. Wir setzen den Rotstift an:

 

Wo hält man sich am längsten auf? Im Wohnzimmer. Also 1Meter 25. Dann im Bett: 1,95cm.  Und wo ist man am kürzesten? In Dusche und Toilette - also 75cm. Naja, dann duschen wir halt im Sitzen. Ist ja auch viel bequemer. Ich hab´s ausprobiert: Sitzen mit Zeitung geht bei 75cm einwandfrei.

 

Wenn jetzt ein Pedant nachrechnet und nur auf 3,95 m kommt - Camper wissen es: in einem Wohnmobil verschwinden immer ein paar Sachen. Hier halt 5cm!

 

Von der Theorie zur Praxis: 1 Meter 25 für´s Wohnzimmer. Und der größte Teil davon wird die Sitzbank. Es läuft so ab wie bei jedem der zukünftigen Möbel: ausmessen - zuschneiden - andere Komponenten einbauen (hier: Heizrohre) - fluchen, weil ich mich vermessen habe - ausbessern - glatt schleifen - mit Öl einlassen - alles wieder zusammenbauen - grinsen.  Mit dem Bier in der Hand können wir uns jetzt wirklich hinsetzen. Mit den beiden umgedrehten Frontsitzen ist es gar nicht mal so eng. Und es hat "nur" zwei Arbeitstage gedauert.

 

Jetzt sitzen wir also verträumt auf unserem gemütlichen Sofa und lauschen den Regentropfen die in unseren zukünftigen Stauraum fallen. Kein großes Problem: wir haben Eimer untergestellt. Naja, die Dachluke ist halt undicht. Heinz sagt: Silikon dichtet alles. Aber in den Fachforen steht: Kein Silikon im Wohnmobilbau!. Ich baue die Dachluke ab, komme somit gut an die Nahtstelle und dichte mit Profidichter ab. Ich bin ganz ruig und entspannt. Vielleicht liegt das ja auch an den drei Valium-Tabletten, die ich eingeworfen habe.

 

Inzwischen gehen wir - vermutlich - Wolfi furchtbar auf die Nerven.  Wolfi hat die Oberaufsicht über Holzlieferung und -verarbeitung. Wenn nicht der wöchentliche Anruf kommt mit Großbestellungen und Sonderwünschen vermutet er wohl einen ernsthaften Krankheitsfall meinerseits. Aber das liegt nur daran, dass er uns so verwöhnt. Die Papelplatten für den Stauraum sind super beschichtet, die Buchenplatten spitze in Streifen geschnitten und dann der Umleimer! Perfekte Schreinerarbeit. Und natürlich gebe ich alles als eigene Leistung aus. Ein bisschen Bewunderung tut immer gut.

die Gasanlage  (April)

Das einzige was für die Fußbodenheizung fehlt ist die Heizung. Na Prima. Die Gasflaschen sind schon eingebaut. Aber jetzt werde ich faul: Die Gasleitungen zu verlegen und die Heizung einzubauen, das sind schon lockere 15 Stunden Arbeit. Und dann muss – beispielweise von Fa Truma  - der GasTÜV abgenommen werden. Da kann Truma die Sachen gleich selbst einbauen. Tun sie auch, kostet nicht viel und funktioniert. Der Winter kann kommen.

 

Erstmal kommt der Regen, und die Dachluke ist undicht. Das wird jetzt langsam zur Gewohnheit. Ich schmiere jetzt nochmal Spezialkleber um den undichten Rahmen und hoffe.

der Stoff

Auf dem harten Holz sitzt es sich recht hart. Die Bettbretter sind auch nicht weicher. Das bringt uns zu einer Idee: Polster!  Bei München gibt es einen Autostoffhandel, der überraschend  "Münchner Autostoff Handel" heißt und vor allem Autostoffe verkauft. Das passt prima. Ich fahre hin, arbeite mich durch die unerschöpflichen Musterkataloge und werde fündig: An decke und Wände kommt grauer Mikrofaserstoff. Auf Sitz- und Bettpolster dunkelrot gemustert. Renate baut die Nähmaschine auf.

die Duschwanne  (Mai)

Wenn man sich so durch die Wohnmobilforen arbeitet, scheint eines unvermeidlich zu sein: Irgendwann bricht jede Camper-Duschwanne. Unsere nicht! Weil wir nämlich keine Camper-Duschwanne haben. Wir haben eine richtige Haus-Duschwanne. Die wiegt 7kg und die geht nicht kaputt. Sie ist nicht so groß, gerade mal 70 x 70 cm groß, und das sind dann auch die Ausmaße des ganzen Bad /  Klos. Das wird jetzt bei bestimmten Tätigkeiten recht eng werden. Aber wenn man das zeitlich mit Bett und Sitzecke vergleicht – in diesem Raum halten wir uns am Kürzesten auf. Dafür besteht er auch aus lackiertem Birkenholz.

 

Üir532qxblpo98hvxswq11345789üöö-ä++#+öpliihz65rffhu76 – das hat jetzt Renate geschrieben weil sie blödelt!

die Elektrizität

Irgendetwas fehlt noch. Als der Abend naht, kommen wir drauf: Licht! Energie! Strom! Ein Tipp an alle frauen: An dieser Stelle müsst ihr die Macht und Entscheidungsgewalt übernehmen. Männer neigen wenn es um Technik geht zur Maßlosigkeit. Eine kleine Batterie und ein paar LED´s würden eigentlich reichen. Renate hat die Gelegenheit verpasst. Nach einer Woche Planung und einer Woche Einbau ist unser Kraftwerk – nennen wir es: ambitioniert.

Zweitbatterie mit 150Ah, Photovoltaik, Booster um die Batterie durch die Lichtmaschine zu laden, Ladegerät, Wechselrichter, Wassertanksensor, zwei Sicherungsverteiler, Außentemperatur, Heizungsfernsteuerung, viele LED-Beleuchtungen und noch so einiges mehr. Am Ende des Monats steht unser Dicker unter Strom – 12 oder 220 Volt, ganz wie´s beliebt.

Während die Batterie zum ersten Mal mit Außenstrom geladen wird, kürze ich ein 220V Kabel mit dem Seitenschneider. Die FI´s vom Dicken bis zu unserem Haus-Haupt-Elektrokasten "fliegen" laut vernehmlich => Elektrotest erfolgreich beendet!

 

Bitte nix der Renate sagen. Immerhin, die LED´s leuchten.

 

Na ja, unter dem Dach hängt eine große indirekte Beleuchtung. Beim Einbau hat sich das Fernsteuerungskabel verabschiedet. Aber das war mir egal. Ich wollte sowieso nur dezentes Weiß. Kaum liegt Strom an, blinkt unser Innenraum in schnellem Wechsel rot - blau - gelb - ROT!!  Heinz hält sich den Bauch vor Lachen: Diese Lichtinstallation wäre doch recht "eindeutig", und wir sollten besser Innenstädte meiden. Im Internet bestelle ich ein neues, weißes (!) LED-Band.

die undichte Dachluke  (Juni)

Die neue Helligkeit in unserem Dicken hat einen zusätzlichen Vorteil: wir hören jetzt nicht nur die Regentropfen im Stauraum, wir sehen sie auch. Eigentlich kein großes Problem: es sind ein paar Eimer untergestellt. Natürlich: Während ich mit der Dichtkartusche auf dem Dach liege, kommt Heinz vorbei, grinst, sagt was von Silikon und droht mir unsere Homepage zu hacken wenn wir es nicht freiwillig hereinschreiben.  Also - hier steht´s!!

Und ich bin auch ganz entspannt. Dass ich mit den Augen rolle, Schweißausbrüche bekomme, in den Fensterrahmen beiße und unartikuliert vor mich hin plappere, kann auch ganz andere Gründe haben.

die Homepage

So, die Homepage ist weg! (War sie zmindestens). Unser Provider mailt, sie sei so mit Viren verseucht worden, dass sie sie ganz gelöscht haben. Na prima. HEINZ! Er leugnet es zwar, aber er hatte es ja angekündigt.Na warte: irgendwann legen wir dir einen großen Grantitstein vor die Haustüre.

Florian, unser Sohn,  nimmt die Suche nach den verschwundenen Textseiten auf.

das Bett  (Juni)

Irgendwas Wichtiges fehlt noch. Ein Bett! Und dass der Dicke so hoch ist hat einen einfachen Grund: Unsere Fahrräder sollen mit uns schlafen. Naja, nicht so ganz. Aber draußen lassen wollen wir sie auch nicht. Diebe und Dreck halt. Ohne Vorderräder und Sättel haben sie gerade mal 90 cm höhe. Und so beginnt unser Bett in 92cm. Quer 180cm,  Länge 185 - 195cm. Luxus! Und wenn man draufsitzt stößt der Kopf auch nicht an der Decke.

die Dachluke

Ok, ok, wir geben auf.  Ich schätze 8-10 mißlungene Versuche liegen hinter uns. Unsere Freunde Claudia und Barnie haben ihre Dachluke vom Profi einbauen lassen, aber wir hatten uns für den Selbstausbau entschieden. Es ist Zeit, die Niederlage einzugestehen.

Anruf bei Heinz, ob er auch Silikon bei der Hand hätte?  Hat er, wen wunderts. Also steigt mir Sven (Freund, Sohn von Heinz) auf´s Dach und kleistert die Luke mit Silikon ein.  Dass er dabei nicht über alle Backen grinst, rechne ich ihm hoch an!  

Uns jetzt, 9 Monate später ist es immer noch dicht. (sic)

das Gewicht  (Dezember 2014)

Renate meint, ich hätte zu viele Kabel verbaut. Ich glaube, es hätte auch leichtere Pfannen gegeben. Jedenfalls zeigt die Waage 3700 kg an. Bei einen 3,5 Tonner. Ich überlege konstruktive Lösungsmuster:

 

- Die Waage ist kaputt???: Wird glaubhaft ausgeschlossen.

- Unser Hund (30kg) und sein Futter (30kg) bleiben zu Hause: Renate droht mit  Scheidung.

- Die Schränke werden durch Klappkisten ersetzt: "Klapp"kisten kommt von klapprig.

- Der Motor wird ausgebaut und wir schieben - nein, ist nur ein Witz!

 

Nach genauer Recherche des ausländischen Strafkataloges bei Gewichtsüber-schreitung und den Versicherungsbestimmungen bleibt nur eine Lösung übrig: AUFLASTUNG.

 

Die Fiatzentrale sagt: geht nicht.

Fa Goldschmitt (Herstellung Radfedern) sagt: geht und kostet 500€.

Der TÜV sagt: "Roger."

 

Wir haben jetzt einen 4,25-Tonner.

die Reisen können losgehen!

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